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Oberkiefer oder Unterkiefer - wo eine Aligner-Behandlung sinnvoll ist

18. Juli 2024

Der Blick in den Spiegel zeigt: Eigentlich ist nur am Oberkiefer eine Fehlstellung zu erkennen. Reicht es dann aus, nur die Oberkiefer-Zähne mit Hilfe von Alignern zu korrigieren? Sind Aligner nur im Oberkiefer, im Unterkiefer oder in beiden Kiefern sinnvoll? Ein Besuch beim Kieferorthopäden schafft Klarheit und erläutert die Behandlung mit den nahezu unsichtbaren Schienen. 

Welche Vorteile bietet eine Zahnkorrektur mit einer Aligner-Behandlung?

Aligner, also durchsichtige Zahnschienen, sind gerade für Erwachsene eine häufig gewählte Alternative zur festen Zahnspange. Rund 80 Prozent der Fehlstellungen lassen sich auf diese Weise diskret behandeln, gleichzeitig ermöglichen Aligner eine hohe Flexibilität. In bestimmten Situationen, etwa beim Essen, lassen sie sich einfach und unkompliziert entfernen. 

Bei der Aligner-Behandlung üben die unsichtbaren Zahnschienen Druck auf die Zähne aus und bewegen sie so allmählich in die gewünschte Richtung. Jeder Aligner ist so konzipiert, dass er die Zähne ein kleines Stück weiter bewegt als der vorherige. Durch das Tragen der gesamten Serie von Alignern werden die Zähne in die geplante Endposition gebracht. Die Kosten für eine Aligner-Behandlung übernimmt die gesetzliche Krankenkasse bei Erwachsenen in der Regel nicht. Wenn eine kieferorthopädische Behandlung notwendig ist, übernimmt die private Krankenkasse die Kosten in Einzelfällen ganz oder anteilig. 

Manche Patienten fragen sich, ob sie es nicht ausreicht, nur die Zähne im Oberkiefer oder im Unterkiefer zu korrigieren und sich auf diese Weise einen Teil der Kosten zu sparen. Aber ist das aus kieferorthopädischer Sicht überhaupt sinnvoll?

Eine unausgewogene Aligner-Behandlung kann kieferorthopädische Folgen haben

Grundsätzlich raten Kieferorthopäden dazu, immer beide Kiefer, also Oberkiefer und Unterkiefer, zu behandeln. Diese Empfehlungen beruhen darauf, dass der Kiefer als Einheit betrachtet wird. Wird eine Fehlstellung des Oberkiefers korrigiert, beeinflusst das diese Einheit. Schäden durch eine veränderte Abnutzung der Zähne oder eine ungleiche Belastung der Kiefergelenke können Folge einer unausgewogenen Behandlung sein. Es ist jedoch wichtig, dass die Entscheidung für eine Behandlung nur in einem Kiefer nach einer gründlichen kieferorthopädischen Untersuchung getroffen wird, in der unter anderem der Biss und die Beziehung zwischen Ober- und Unterkieferzähnen bewertet werden. 

Wann Kieferorthopäden die Behandlung von nur einem Kiefer empfehlen

Dennoch gibt es Szenarien, in denen die Behandlung mit dem Aligner nur in einem der beiden Kiefer sinnvoll ist. Hierzu gehören unter anderem die folgenden Fälle: 

  1. Im Ober- oder Unterkiefer wird bereits eine andere kieferorthopädische Behandlung durchgeführt, etwa mit einer festen Zahnspange. In diesem Fall kann es sinnvoll sein, im Oberkiefer einen Aligner zu verwenden, um die Behandlung zu ergänzen. 
  1. Wenn der Patient bereits eine kieferorthopädische Behandlung abgeschlossen hat und nur geringfügige Verschiebungen aufgetreten sind, kann eine solche unsichtbare Zahnschiene nur für den einen Kiefer verwendet werden, um diese zu korrigieren. 
  2. In einigen Fällen entscheiden sich Patienten aus finanziellen oder zeitlichen Gründen dafür, nur einen Kiefer zu behandeln, insbesondere wenn die Fehlstellungen im anderen Kiefer minimal sind oder keine dringende Behandlung erfordern. 
  3. Wenn ein Patient ästhetische Verbesserungen im Unterkiefer wünscht, etwa bei kleinen Lücken oder leichten Schiefstellungen, kann ein Aligner nur für einen Kiefer verwendet werden. 
  4. Wenn die Zahnfehlstellung oder das ästhetische Problem nur in einem Kiefer vorliegt und die Zähne im anderen Kiefer korrekt ausgerichtet sind, kann eine Behandlung nur in diesem Kiefer ausreichend sein.

 

Quellen: 

  • Das Gesundheitsportal medondo.health
  • d’Apuzzo, F., Perillo, L., Carrico, C.K., Castroflorio, T., Grassia, V., Lindauer, S.J. and Shroff, B. (2019). Clear aligner treatment: different perspectives between orthodontists and general dentists. Progress in Orthodontics, 20(1). doi:https://doi.org/10.1186/s40510-019-0263-3.
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