Die Kunst des Kauens: Warum es mehr ist als nur Essen

04. Juni 2024

Kauen ist mehr als nur der Akt der Zerkleinerung von Nahrung, es hat eine weit darüber hinaus gehende Bedeutung.

Falsches Kauen und seine Folgen

Besonders bei unseren jungen Patienten zeigen sich oft Fehlfunktionen des Kauens:

  • Kauen mit offenen Lippen
  • Hack-Kauen
  • Einseitiges Abbeißen
  • Einseitiges Kauen
  • Ablehnung von harter Nahrung
  • Unzureichende Nahrungszerkleinerung vor dem Schlucken

 

Diese falschen Funktionen können zu Fehlwachstum führen, wie zum Beispiel zu schmalen Oberkiefern, Kreuzbissen (Biss kreuzt und damit stimmt Verzahnung nicht), Tiefbissen etc…

Falsche Ernährungsgewohnheiten und deren Folgen

Unsere heutigen Ernährungsgewohnheiten tragen oft zu diesen Fehlfunktionen bei. Wir nehmen uns weniger Zeit zum Essen und achten selten auf unsere Haltung beim Essen. 

Dazu kommt, dass den Kleinkindern zu lange Brei gefüttert wird und überhaupt die Zunahme von Nahrungsangeboten in Breiform (z.B. Quetschies). Diese veränderten Essgewohnheiten tragen zu den veränderte Kaugewohnheiten bei und haben langfristig Auswirkungen auf das Wachstum und unsere Gesundheit.

Richtiges Kauen und dessen Einfluss

Die richtige Kauweise, bei der die Lippen geschlossen bleiben und symmetrische, gleichmäßige Bewegungen stattfinden, bringt zahlreiche Vorteile mit sich.

Es fördert nicht nur das Kieferbreitenwachstum, sondern beeinflusst auch die große Entwicklung des Mittelgesichts, was wiederum die Atemwege positiv beeinflusst.

Nur Kiefer, die benutzt werden, wachsen in die Breite!!!

Aber das Kauen kann nicht nur die Kiefer wachsen lassen und somit als Prävention gegen Zahnfehlstellungen wirken. Es bietet auch die Möglichkeit Stress abzubauen. Intensives Kauen senkt den Cortisol-Level und verbessert durch eine gesteigerte Durchblutung des Gehirns die Aufmerksamkeit. Darüber hinaus wirkt sich das Kauen positiv auf orofaziale Myofunktionen aus.

Schmatzen: Mehr als nur eine schlechte Angewohnheit

Schmatzen während des Essens kann nicht nur als unhöflich und unästhetisch empfunden werden, sondern es kann auch die Effektivität des Kauens beeinträchtigen. Das Einatmen von Luft während des Essens unterbricht den natürlichen Rhythmus des Kauens und kann zu Verdauungsproblemen führen. Außerdem ist Schmatzen nichts anderes als Essen mit Mundatmung. Und das wollen wir ja auf keinen Fall mehr – wir sind ja Nasenatmer geworden.

Kauen als Schlüssel zum Verdauungsprozess

Die Verdauung beginnt nämlich im Mund. Gründliches Kauen ist der erste Schritt im Verdauungsprozess: „Gut gekaut, ist halb verdaut.“

Durch gründliches Kauen wir mehr Speichel produziert, der wiederum mehr Verdauungsenzyme freisetzt. Da durch Zerkleinerung und Einspeichelung bereits ein wesentlicher Teil der Verdauungsfunktion übernommen wurde, entlastet dies Magen und Darm. Zudem trägt intensives Kauen zu einer besseren Nährstoffversorgung bei. Denn dadurch können mehr Vitamine, Mineralstoffe etc. freigesetzt und zur Verfügung gestellt werden.

Gleichzeitig hat der Speichel eine reinigende und remineralisierende Wirkung, was die Zahngesundheit fördert. Denn die im Speichel enthaltenden Mineralstoffe Calcium und Kalium stärken die Zähne.

Genuss und Wohlbefinden

Die Einführung von bewusstem Kauen kann nicht nur die Gesundheit fördern, sondern auch eine bewusstere Einstellung zum Essen schaffen. Letztendlich ist das Kauen nicht nur ein lebensnotweniger Akt, sondern auch ein Genuss, der das Wohlbefinden beeinflusst.

 

Quellen:

  • Dr. med. dent. Andrea Freudenberg, Fachzahnärztin für Kieferorthopädie
  • Gesundheitsportal: medondo.health